Ein Gutes Zeichen der Zeit
200 Jahre Verein zum Wohlthun in Bremen
Der Verein zum Wohlthun wurde im Jahre 1804 von drei jungen Bremer Kaufleuten gegründet, die noch in der Ausbildung waren. Ihre Absicht war es, vornehmlich alten oder kranken Bedürftigen ganz privat und persönlich eine wöchentliche kleine Gabe zu bringen. Es war für sie eine Frage des Bürgersinns, einen Beitrag zum Gemeinwohl ihrer Stadt zu leisten. In jener aufgewühlten Zeit, als Napoleon in seinem Konflikt mit England zum Schaden der Handelsstädte die Elb- und Wesermündungen sperren ließ und immer wieder fremde Truppen wie Besatzungen durchgefüttert werden mussten, reichten Bremens Finanzen kaum noch, um die wachsende Zahl der Mittel- und Erwerbslosen im Rahmen der öffentlichen Armenpflege zu versorgen.
Da gründeten im März 1804 drei junge Männer abseits aller Macht-, Wirtschafts- und Sozialpolitik im kleinsten privaten Rahmen ein Hilfsprojekt, das sie Verein zum Wohlthun nannten. Wohltun, also Bedürftigen zu helfen, war der schlichte und einzige Zweck des Projekts; als Verein deklarierten sie es, um Gleichgesinnten eine Mitgliedschaft zu ermöglichen. Die drei Gründer und die bald folgenden ersten 70 Mitglieder entstammten zwar den so genannten besseren Kreisen, waren aber noch in der Ausbildung – zumeist als Kaufleute – und somit ohne größere gesellschaftliche oder gar politische Bedeutung. Deswegen nutzten sie auch bewusst nicht die traditionellen Instrumentarien des kommunalen Armenwesens, sondern nahmen alles selbst in die Hand:
Einsammeln von kleinen Geldbeträgen, Auswahl der in Frage kommenden Bedürftigen und Verteilung von Geld- oder Sachgaben an diese. Sie hatten damit den ersten privaten wohltätigen Verein Bremens gegründet. Diesem sollten im Laufe des 19. Jahrhunderts noch viele folgen, doch gerade dieser erste gehört zu den ganz wenigen, die Kriege und Inflation überdauert haben, bis heute bestehen und immer noch aktiv sind.
Die ersten zehn Jahre waren durch das Zeitgeschehen (die napoleonischen Kriege und die französische Annexion Nordwestdeutschlands 1810-1813) für den Verein sehr problematisch, doch dann nahm er einen deutlichen Aufschwung. Die Öffentlichkeit erkannte seine Wirksamkeit, und für die wohlhabenderen Familien Bremens wurde es zur Selbstverständlichkeit, den Verein und seine Arbeit zu unterstützen. Es war für sie eine Frage des Bürgersinns, ein Beitrag zum Gemeinwohl ihrer Stadt Bremen. In manchen Familien wurde Mitgliedschaft im Verein zum Wohlthun von Generation zu Generation fortgesetzt oder diese war eine Art Gemeinschaftsunternehmen, an dem Verwandte, Freunde, Nachbarn sich beteiligten. Bis heute steht unser Verein in dieser Tradition und Verpflichtung.